Tschornobyl: Werke von Lina Kostenko
Regen wie aus der Dusche. Ein Tag so schön.
Die Gärten blühen. In den Birken gärt der Saft.
Die Oper einer Nachtigall, La Scala!
Tschornobyl. Die Zone. Das einundzwanzigste Jahrhundert.
In den Höfen eine fliederfarbene Flut.
Der Flieder überflutet die Zäune.
Ein Hecht steht im Wasser
und die Gänse fliegen jedes Jahr herbei.
Doch auf den Veranden sprießt der Ahorn.
Es war einmal ein Volk am Prypjat – und verschwand.
Im rotgefärbten Wald schießen Giftpilze aus dem Boden,
es wandelt der Tod, der einzige Pilzsammler hier.
aus: Der Fluss des Heraklit (Ritschka heraklita, Lybid, 2011 ), S. 149.
* *
Bei der Handarbeit, in der Stille,
als der Grammophone Nadeln jagten,
hörte ich, noch Kind, die „Glocken von Corneville“1,
obwohl ich nicht einmal wusste, wo dieses Corneville lag.
Doch dann, dann… Dann hörte ich mit einem Male
die Glocken von Hiroshima, wie wir alle.
Und dann die Glocke von Tschornobyl. Und die Zone.
Und der Glocke Herz in der Asche, zwischen Trümmern.
Und Fukushima, wo die Glocke schon
nicht mehr schlug. Welche Glocke wird als nächste erklingen?
aus: Dreihundert Gedichte (Trysta Poezij, A-BA-BA-HA-LA-MA-HA, 2017), S. 254.
* *
PUBLIZISTIK
Ausschnitte aus dem in „Den‘ Kyjiw“ Nr. 76, April 2003 erschienen Beitrag zum 5. Kongress der Internationalen Assoziation der Ukrainisten „Die Ukraine als Opfer und Täter der Globalisierung von Katastrophen“ (Ukrajina jak schertwa i tschynnyk hlobalisaziji katastrof)
(…) es war nicht die Ukraine, die der Welt Tschornobyl beschert hat. Es war die damalige Zentralregierung, welche die Ukraine beauftragt hatte, ein Atomkraftwerk ausgerechnet auf den sumpfigen Böden von Polissja zu bauen und zwar genau jenen unvollkommenen Reaktor, in dem nicht nur das friedliche Atom, sondern auch waffenfähiges Plutonium hergestellt wurde, und dazu einen Komplex von als geheim eingestuften Militärobjekten in den unzugänglichen Wäldern. Und dann ließ die UdSSR als Erblasserin die Ukraine mit diesem Unglück allein. Bei allen Auswirkungen auf den gesamten Planeten ist es in erster Linie unsere nationale Katastrophe, bei der die Ukraine riesige Territorien verloren sowie schwere psychische Traumata und einen irreparablen Schaden für die nationale Gesundheit erlitten hat.
Alle haben sich an den Gedanken gewöhnt, dass es sich um eine globale technogene Katastrophe handelt. Doch es handelt sich ebenso um eine anthropogene Katastrophe: Der Mensch ist dabei Täter und Opfer zugleich. Und wird erneut zum Täter. Da aus dieser Tragödie keine Konsequenzen gezogen wurden, ist die Ukraine noch immer nicht vor ähnlichen Katastrophen geschützt. Die pompöse Schließung des AKW Tschornobyl hat sich als übereilt erwiesen. Tschornobyl ist weiterhin ein Schrecken für die Welt. Das stillgelegte Atomkraftwerk mit seinem Sarkophag verschluckt astronomische Summen und macht die Ukraine zum ständigen Bittsteller für Kredite. Mit diesen Krediten wiederum globalisiert die Spitze unseres unabhängigen Staats die Katastrophe der Abhängigkeit. Und obwohl bei uns viel darüber gesprochen wird, die Folgen der Havarie zu beseitigen, oder inzwischen auch darüber, sie wenigstens zu minimieren, maximieren sich die Folgen weiterhin und ziehen eine Vielzahl sozialer, energetischer und finanzieller Probleme nach sich.
Aber auf diesem Kongress sollte es um das gehen, was direkt Gegenstand der Ukrainistik ist. Deshalb werde ich nur auf einen Aspekt der Katastrophe von Tschornobyl eingehen, und zwar auf den, der am häufigsten übersehen wird: den kulturellen.
Die Sperrzone [wörtlich: die Zone der Entfremdung, Anm. d. Übers.] ist nicht nur ein radioaktiv verseuchtes Gebiet. Sie ist ein schwarzes Loch, das eine gesamte ethnische Gruppe verschluckt hat, ihre Onomastik, Sprache, Geschichte, Bräuche, Handwerk und Kunst und zu irreparablen Deformationen der über Jahrhunderte geformten Seele dieser Ethnie geführt hat. Darüber hinaus gibt es auch außerhalb der Zone eine immense Zahl verlassener Dörfer, in Ruinen, seit Jahren überwuchert, einst ein Klondike für Plünderer, ein Zufluchtsort für Kriminelle und Obdachlose. (…)
Kurz gesagt: Wenn man sich die ökologische Karte der Ukraine ansieht, wirkt die träge Überzeugung der Ukrainer, dass ihr Land immer noch Kirsche und Nachtigall, Blüte und Tau sei, unverzeihlich naiv. Denn auch wenn es in der Nationalhymne heißt: „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“, stirbt sie jeden Tag und jede Stunde Stück für Stück. Die Zone breitet sich wie ein Gangrän aus und entfremdet immer mehr Territorien. Zusammen mit ihnen stirbt ein ganzer geistiger Kontinent einer einzigartigen Ethnokultur. Viele unerforschte und unbeschriebene Dörfer und Siedlungen waren bereits verloren, untergegangen im Kiewer Meer oder im militärischen Test- und Übungsgelände und einfach in die Ewigkeit entschwunden, entvölkert durch den Holodomor, Kriege und Repressionen. Wenn die Ukraine also so stirbt, in ganzen Regionen, dann sollte man diesen zumindest die Totenmaske abnehmen. (…)
…ihre Arbeit wird nicht respektiert und die auf Kosten ihrer Gesundheit gesammelten Exponate haben problematische Aufbewahrungsorte. Die Schaffung eines Zentrums zum Schutz der lokalen Kultur als notwendiger Angelpunkt für die Aufbereitung von Expeditionsmaterial sowie für die dringlichen Arbeiten zur präventiven Erforschung gefährdeter Gebiete wurde unverzeihlicherweise gebremst. Und doch entfernte die Expedition die Totenmaske vom jenseitigen Antlitz der Zone und rettete alles, was dort noch zu retten war. Fast siebentausend Exponate wurden gesammelt, ein riesiges Archiv, unschätzbares Foto- und Videomaterial, Zeugenaussagen von Alteingesessenen und Zugezogenen. Konferenzen und Ausstellungen wurden durchgeführt und zwei Dutzend Bücher von großem Wissenschafts- und Erkenntniswert wurden veröffentlicht.
In allen Anhörungen und Konzepten zu Tschornobyl fehlt dieser kulturologische Aspekt jedoch entweder ganz oder wird nur kurz erwähnt. (…)
* *
Tschornobyl-22
Die Wälder keuchen als wären ihre Bronchien entzündet.
In der Zone Stille. Grabesstille.
Nur der militärische Geist der Ära
„Tschornobyl-2“ schwebt über dem Wald.
Ein Phantom, ein Skelett, Langstreckenantennen:
Es packt diese Kiefern unter den Armen.
Dort schläft ein Igel. Ein Igel in Winterruhe.
Und die Nacht kommt mit den Leuchtaugen einer Eule.
Ein Reh, das noch nicht getötet wurde, rupft dort Moos.
Die Götter der Derewljanen leben weiter in den Baumstümpfen.
Alle hinterlassen dort Spuren ihrer Hufe und Klauen,
sie sticken Kreuzstiche in den Schnee.
Doch die Wälder mit den Schultern wegschiebend,
geht das Phantom dorthin, wo niemand es erwartet.
Mit toten Augen folgen ihm
nur Dörfer schwermütig in die Ferne.
Es braucht weder Ahorn noch Akazie,
weder Stimmen noch Malven am Zaun.
Selbst mit den rostigen Resten seiner Ortungsgeräte
kann es nur an Krieg denken.
aus: Der Fluss des Heraklit, S. 112.
**
Die Bäume gingen am Fluss entlang nach Hause.
Die Sonne stand im strahlenden Wasser.
Die Kiefer reichte der Birke die Hand.
Sie gingen still, als tanzten sie Polonaise.
Und Alphateilchen flatterten Elfen gleich
über dem Unkraut auf den Feldern.
aus: Die Madonna der Kreuzung (Madonna perechrest, Lybid, 2011) , S. 58
* *
ROMAN
Ausschnitte aus „Aufzeichnungen eines ukrainischen Verrückten“ (Zapysky ukrajinskoho samaschedschoho, A-BA-BA-HA-LA-MA-HA, 2011), S. S. 11ff, 18f, 28f, 31f, 128, 212, 222, 257,363.
(…)
1. Dezember, neunter Jahrestag der Volksabstimmung, mit der aus den Ruinen des Imperiums unsere Unabhängigkeit erstanden ist. Ein blauer Vogel mit durchbohrten Flügeln, den der Doppeladler beinahe getötet hätte mit seinen Schnabelhieben … Wie viel Freude hat es damals gegeben, wie viel Hoffnung und jetzt? Finsternis, Nebel, Eis. Die Stimmung liegt bei null, eine jahreszeitlich bedingte Depression.
Und zu allem Überfluss ist ausgerechnet heute Welt-Aids-Tag. Naja, die Welt ist eben die Welt, sie hat ihre eigenen internationalen Daten. Und so hat der Präsident an gerade diesem Tag per Dekret einen Berufsfeiertag für Staatsanwälte bestimmt: Das ist doch wohl eine Freudsche Fehlleistung. Denn was gibt es da schon zu feiern? Im Staat herrscht Korruption, aufsehenerregende Verbrechen sind nicht aufgeklärt, der Präsident ist in den „Kassettenskandal“ verwickelt, und die Geschichte mit der „Leiche von Taraschtschan“ – eine Schande vor der ganzen Welt.3
Seit drei Monaten jagt die Staatsanwaltschaft Phantome: Mal will sie Gongadse in einem Café gesichtet haben, mal auf den Stufen einer Lemberger Bank oder in einem Zug nach Donezk, befragt dazu Hunderte von Zeugen und veröffentlicht alle möglichen Versionen.
(…)
Es wird immer absurder. Atomwaffen wurden verschenkt, der Staat wurde geplündert, wir warten auf Investitionen in unsere Wirtschaft. Wir verkaufen Panzer nach Pakistan, kaufen Bügelbretter in Italien. Wir führen Militärübungen durch und treffen mit einer Rakete unser eigenes Browary.4 Eine Krise der Energieversorgung, über die Ukraine ist die Gewalt der Natur hereingebrochen, Dächer sind eingestürzt, Bäume umgeknickt, Drähte vereist, Masten umgefallen, dreitausend Siedlungen saßen ohne Strom da. Und in dieser unseligen Stunde, trotz des Winters, haben sie sich ausgedacht, das Kernkraftwerk Tschornobyl zu schließen. Aber, was gibt’s da überhaupt zu schließen? Der erste Block ist längst geschlossen, der zweite vor einigen Jahren abgebrannt, der vierte eine Ruine unter dem „Sarkophag“. Und der Einzige, der Dritte, diese Dauerbaustelle, der jetzt noch steht, werden sie es schaffen, ihn zu öffnen, nur, damit es was zu schließen gibt?
„Mach dir doch nicht so einen Kopf“, sagt meine Frau. „Die wollen uns doch nur verrückt machen.“
Der Lautsprecher in der Küche brummt und lärmt. Über den Fernsehbildschirm blinkt ein silberner Blitz. Das Telefon klingelt. Computerspiele surren. Bei den Nachbarn wird was repariert, eine elektrische Bohrmaschine durchbohrt mein Gehirn. Ich stehe schon ganz neben mir wegen all dieses Klings und Klangs. Die Megabytes meines Gedächtnisses wurden mit Informationen überflutet. Ich versinke wie in Sand.
„Lies weniger Zeitung“, sagt meine Frau. „Oder überflieg‘ sie einfach nur“.
Aber ich bin daran gewöhnt, Zeitung zu lesen. Das Internet zieht dich in sich hinein und du schwimmst im Virtuellen. Die Zeitung dagegen schaust du nur mal durch. Es ist wie ein Kaleidoskop aus Kinderzeiten. Du zuckst zusammen, dann kommt ein neues Bild. Du zuckst nochmal – und wieder ein neues. Nur werden jetzt die Bilder jedes Mal schrecklicher.
(…)
…das ist schon keine Chronik der Ereignisse mehr, es ist eine Dokumentation der Schrecken.
Einst saßen wir hinter dem Eisernen Vorhang und haben alle Nachrichten aus der Welt aufgesogen: Informationen waren unsere Beute. Jetzt sind wir die Beute der Informationen. Was auch immer passiert, es wird uns um die Ohren gehauen. Ein Flugzeug ist in Caracas abgestürzt: Die Urnen mit der Asche wurden nach Italien gebracht. Unser Reaktor hat geniest: Was herauskam, fiel auf skandinavisches Moos. Ein russisches Atom-U-Boot ist durch den eigenen Torpedo explodiert. Die ganze Welt erschauderte.
(…)
Bis zum neuen Jahrhundert noch 23 Tage.
Vor neun Jahren, genau an diesem Tag, ist die Sowjetunion zusammengebrochen. Im Beloweschskajer Urwald unterzeichneten Hornochsen dazu Vereinbarungen.
Über unseren Köpfen pfeift ein Bumerang.
In Russland wurden beispielsweise die neuen Staatssymbole bestätigt: Das alte Wappen mit dem byzantinischen Adler und genau die gleiche Melodie wie die der sowjetischen Hymne. Es gibt noch keinen neuen Text dazu, aber nicht wenige singen im Geiste noch den alten.
Bis zum neuen Jahrhundert noch drei Wochen und ein Tag.
Im Central Park in New York werden Kerzen angezündet zum Gedenken an Lennon, der vor zwanzig Jahren von einem Verrückten ermordet worden war.
Bis zur Schließung von Tschornobyl noch fünf Tage.
Auch wenn das Kraftwerk noch gar nicht geöffnet wurde. Sie wollten es gestern abschalten, aber der Notfallschutz hat eingesetzt. Die Zeitungen zeigen sich jedoch sehr optimistisch und versichern, dass die Welt endlich erleichtert aufatmen werde. Die grandiose Show „Eine Welt ohne Tschornobyl“ wird vorbereitet. Der Präsident der Akademie der Wissenschaften hat vorgeschlagen, diesen Tag zum Nationalfeiertag zu erklären. Er äußerte sogar den Gedanken, dass „der ukrainische Präsident, der Tschornobyl schließt, den Friedensnobelpreis verdient – das ist das Minimum.“ Genau das hat er gesagt: Minimum.
Beim Maximum dagegen liegen die Sterbezahlen wegen Tschornobyl: 45.000 Menschen jährlich, allein in der Ukraine. Der Höhepunkt der Schilddrüsenkrebserkrankungen wird für 2005 prognostiziert.
(…)
Übermorgen soll Tschornobyl geschlossen werden, doch es ist noch immer nicht geöffnet. Sie werden also de facto das inaktive Kraftwerk schließen und speziell für die Schließung öffnen.
Typisch sowjetischer Hang zum Fiktiven. Experten protestieren, warnen, raten ab, aber der Präsident hat beschlossen, diesen politischen Akt zu vollziehen und er wird es tun. Also fährt er mit seiner Eskorte in einem schwarzen Mercedes zum Kraftwerk. Die gesamte Miliz steht für ihn stramm. Straßen sind gesperrt, Autos hupen, Leute verspäten sich auf dem Weg zur Arbeit, wegen der Staus, es gab schon diverse Unfälle. Ich verstehe einfach nicht, warum der kanadische Premierminister auf Schlittschuhen über einen zugefrorenen Fluss durch ganz Ottawa zum Parlament fahren kann, und bei uns werden die Leute fast in den Straßengraben abgedrängt, wenn eins von den hohen Tieren unterwegs ist.
Bis zum neuen Jahrtausend noch 17 Tage.
(…)
Morgen wird das Kernkraftwerk Tschornobyl geschlossen.
Der offiziell noch amtierende Präsident Clinton wandte sich an das ukrainische Volk. Er sagte: „Amerika ist auf Ihrer Seite. Es lebe die Ukraine. Alles wird gut.“
Vor 450 Jahren war Nostradamus‘ Buch erschienen.
15 Dezember. Sie haben das Atomkraftwerk Tschornobyl geschlossen. Aber aus irgendeinem Grund wurde es nicht im Kraftwerk selbst geschlossen, sondern im Kulturpalast „Ukraine“, in der Inszenierung eines „Künstlers des Volkes“ und ein ebensolcher hat dann auch dirigiert. Die Halle war überfüllt. „Die Ukraine führt weltweit die Sterblichkeitsrate von Männern unter 60 Jahren an.“ Das ist aus einer anderen Meldung. „Die virtuelle Prostituierte Carlotta“, aus einer weiteren. Der dritte Block wurde gestern eröffnet, so dass es heute etwas zu schließen gab. Der Präsident betrat die Tribüne. Das wurde weltweit übertragen. „Seht her all ihr Völker, du ganzer Planet!“, rief feierlich ein tiefer Bariton mit Nachrichtensprecherstimme. Ein Knabenchor sang: „Warum, warum, oh mein Land?“ Plötzlich gab es eine Explosion – oder einen Salut oder der dritte Block explodierte -, die Schwiegermutter erschrak: eine blutige Sonne über dem halben Bildschirm und ein entwurzelter Baum. Gott sei Dank, es waren nur Aufnahmen aus einem Dokumentarfilm. Die Schließung eines Atomkraftwerks, so stellte sich heraus, ist sehr einfach. Der Direktor sagte live auf Russisch: „Herr Präsident der Ukraine! Der Reaktor ist endlich wieder bereit.“ Der Präsident befahl: „Den Reaktor mit dem Notfallschutzschlüssel AZ-5 abschalten.“ „Der Reaktor ist mit der Taste AZ-5 blockiert“, antwortete der Direktor. „Die Kühlung des Blocks hat begonnen, keine Zwischenfälle.“ „Vielen Dank!“, sagte der Präsident. Die Musik spielte, alle erhoben sich. Im Saal ertönte feierlich der Erzählbariton: „Das Damoklesschwert, das all die Jahre über uns hing, löst sich in Nichts auf!“ Das Publikum applaudierte. Es war sehr gelöst und angenehm. Dazu im Kontrast standen nur die Mienen der Typen in weißen Kitteln, der Kraftwerksangestellten, die waren aus unerfindlichen Gründen sehr düster. Der Präsident versprach, sich um ihre soziale Absicherung zu kümmern, der Betreiber sah aus wie versteinert. Die Musik donnerte. Alle seufzten erleichtert: Das Atomkraftwerk Tschornobyl war endlich geschlossen.
Unerwarteterweise war am nächsten Tag in der Presse zu lesen, dass es zwar so heißt: Schließen, dass das Kraftwerk aber auch noch stillgelegt werden müsse. Und zu diesem Zweck sei es notwendig sowohl ein Lager für den verbrauchten Kernbrennstoff, der trocken gelagert werden muss, als auch eine Anlage für die Verarbeitung des flüssigen radioaktiven Abfalls zu bauen und so weiter und so fort, also kurz gesagt: Vom Palast „Ukraine“ aus kann man das nicht dirigieren. Der Kessel ist nicht vollendet, der Sarkophag nicht sicher. Das Damoklesschwert war also gar nicht verschwunden. Wie der Wind von Tschornobyl es bisher über unseren Köpfen hatte schwanken lassen, würde es auch weiterhin schwanken.
Einige Demonstranten haben sich vor dem Palast versammelt, jemand dort hat sich empört, aber die Gesellschaft hat nicht mehr hingehört. Allen gefiel das neue Video „Tschornobyl forever“, also für immer. Und wie konnte man bei der Welle der Begeisterung auch nicht daran glauben, dass die Post-Tschornobyl-Ära tatsächlich begann?
(…)
Der Papst hat seine dreiundneunzigste Pilgerreise angetreten.
Er ist heute in Griechenland angekommen. Eine Nonne hat ihm eine Schüssel mit Erde gereicht, und er hat diese Erde geküsst. Und er hat sich für das Unrecht entschuldigt, das die Kreuzfahrer begangen hatten. Auch wenn diese Kreuzfahrer schon vor Ewigkeiten dort gewesen waren! Er hat sich trotzdem entschuldigt. Vor einem Jahr hatte er überhaupt Gott im Petersdom um Vergebung für alle Sünden der katholischen Kirche der letzten zweitausend Jahre gebeten.
Ist ein Moskauer Patriarchen vorstellbar, der sich bei den Völkern entschuldigt, denen Russland Unrecht zugefügt hat? Ist es vorstellbar, dass Russland seine Schuld eingesteht und bereut? Für die Repressionen, die Deportationen, für den Holodomor? Für das einst in Stücke gerissene Polen. Für die unterjochte Ukraine. Für das „zerrissene Kyjiw“. Für das im Kaukasus vergossene Blut. Für die Behandlung der Krimtataren. Für die Invasion in Afghanistan. In Budapest, in Prag. Für die Berliner Mauer. Für den Reaktor von Tschornobyl, der unser Land und das der Nachbarn verseucht hat. Und am Ende beim eigenen Volk: für die Verfolgung ihrer würdigsten Bürger, für die Zerstörung von Kirchen, für all die getöteten Jungs in den Kriegen, die sie gar nicht erklärt hatten.
Nein, Russland fordert lieber von Deutschland, den Ostarbeitern schleunigst eine Entschädigung zu zahlen.
(…)
Wir fuhren zum Grab des Schwiegervaters. Den Kleinen wollten wir auch mitnehmen, damit er den Herkunftsort seiner Mutter sehen konnte, bevor dort alles verwuchert war. Aber wir haben es uns anders überlegt. Wozu sollte er die Ukraine so sehen? Wie ein gewisser Bariton singt: „So müssen wir dich bewahren, denn dir kommt niemand gleich!“ Ich glaube, er hat recht. Denn, wo sonst auf dem Planeten gibt es eine solche Zone wie die von Tschornobyl, die dort, wo die Zone aufhört, eigentlich immer noch Zone ist? Kontrollposten auf den Straßen, Schranken, dreimal wurden wir angehalten, dreimal wurden die Papiere überprüft. Und das nur entlang der Straße, nicht mal hinter dem Stacheldraht, doch die Dörfer sind tot, wie nach einem Atomkrieg.
Hier sind nur die Friedhöfe lebendig. Einmal im Jahr, wenn die Menschen die Gräber besuchen.
Zwischen den Kreuzen war es ungewohnt laut. Ehemalige Dorfbewohner wurden getauft, Gräber geschmückt, man gedachte der Seinen. Die Störche, sie hatten lange keine Menschen mehr gesehen, klapperten fröhlich über den Kiefern. Die Friedhöfe sind hier bewaldet, die hölzernen Kreuze hoch. Auf dem polnischen Friedhof gibt es auch steinerne Grabsteine. Meine Frau hat geweint und ihres Vaters gedacht. Er war Förster gewesen, ihn hatten Wilderer erschossen. Nach der Katastrophe von Tschornobyl machten sie sich hier breit, jagten Elche und Wildschweine. Im Wald wird noch heute Holz geschlagen. Man musste ein Auge zudrücken, denn unter den Wilderern waren auch wichtige Funktionäre, er aber war ein ehrlicher Mann gewesen. Hatte sich um den Wald gekümmert. Dort stehen noch die Futterstellen, die er für die Elche aufgestellt hat. Die von ihm umzäunten Ameisenhaufen. Und jetzt sind es die Dörfer, die mit Stacheldraht eingezäunt sind. Partisanendörfer. Nicht die Deutschen hatten sie niedergebrannt, die eigenen Leute haben sie zerstört. Ich lauschte, während ich die Sträucher rundherum schnitt. Meine Frau jätete und rupfte Unkraut und schlug die Wurzeln gegen den Zaun.
Bis zum Haus ihrer Mutter sind wir dann gar nicht gekommen: Durchs Gestrüpp am Pfad kroch nämlich eine Schlange. Meine Frau nahm das als schlechtes Zeichen, ich konnte sie kaum beruhigen.
Schweigend sind wir zurückgefahren. Dreimal haben wir an den verwitterten Holzkreuzen auf dem Weg angehalten und die Inschriften gelesen: „Verneigt euch vor den Menschen, die einst hier lebten!“ Nun, wir haben uns verneigt, und weiter? Werden sie die Menschen nicht wieder von ihrem Land vertreiben? Sie bauen als „Ausgleichskapazitäten“ noch zwei Kernkraftwerke und es wird dort wieder eine Zone geben, und von dort werden sie Menschen umsiedeln, oder auch nicht, denn wo sollten sie hin? Es stößt doch eh schon eine Zone an die nächste.
Es hat einen Völkermord gegeben, es hat einen Sprachmord gegeben. Außerdem ist es im Grunde ein Ethnozid, Polissja den Poljanen wegzunehmen und sie auf der Welt zu zerstreuen.
(…)
Unterdessen vollziehen sich auf der Welt folgende Veränderungen: Die Welt geht über in eine ganz andere Dimension, nämlich die globale. Neue Phänomene, neue Probleme, neue Herausforderungen und Bedrohungen, die wir uns bisher nicht einmal vorstellen konnten. Und selbst wenn jemand die lauteste Glocke schlagen würde, hörten wir sie trotzdem nicht. Zuviel globaler Alarm.
(…)
Zweiter Jahrestag der Schließung des Kernkraftwerks Tschornobyl. Der Stern Lesath regiert. Wer ist denn alles unter diesem Stern geboren worden? Nero, Eiffel und Zamenhof, der die Sprache Esperanto erfunden hat. Und als ob das nicht reicht, kam an diesem Tag auch noch Henri Becquerel auf die Welt, ein Physiker, der wohl als erster die seltsamen Eigenschaften von „Pechblende“ beobachtet hat, wie Uran damals genannt wurde. Nach ihm wurde sogar eine Einheit benannt: Becquerel.
Unser ganzes Leben besteht jetzt aus Curie und Becquerel.
Das Kraftwerk war mit Ovationen und Fanfaren geschlossen worden und ist doch noch nicht stillgelegt. Wie sich herausstellt, reichen Ovationen nicht aus, man braucht auch ein paar Milliarden für die endgültige Stilllegung. Denn sogar die Unterbrechungen werden bezahlt. Experten kündigen. Die Menschen aus Tschornobyl protestieren. Der „Sarkophag“ ist nicht sicher. Die Atommülllager sind noch nicht fertiggebaut. Und das Damoklesschwert wird geschärft. So sieht es also aus, das „Tschornobyl forever“.
(…)
In Beslan5 erhöht sich die Zahl der Gräber, sowohl christlicher als auch muslimischer. In Russland wurde eine zweitägige Staatstrauer ausgerufen. Eine Schweigeminute auf der ganzen Welt. In Italien hat man zwei Millionen Kerzen angezündet.
In einer der britischen Zeitungen stand: „Beslan wird die Welt verändern.“ Nein, wird es nicht. Diese Welt verändert gar nichts mehr. An alles gewöhnt sie sich und passt sich an.
An Tschornobyl. An Hiroshima. An alle Brennpunkte. An den Terroranschlag in New York. An NordOst in Moskau. An den Tschetschenienkrieg. An den Krieg im Irak. Auch an Beslan wird sie sich gewöhnen.
Die Zeit vergeht, die Asche verweht.
Die menschliche Anpassungsfähigkeit ist grenzenlos.
Erst der dritte Jahrestag der New Yorker Tragödie, noch immer sind die Krater der Manhattener Türme schwarz und schon liegt irgendwo in einer Pralinenschachtel als Souvenir eine Miniatur der Türme, in die ein winziges Flugzeug stürzt.
Schon wollte so ein Schlager-Sternchen verkleidet als Selbstmordattentäterin in einer Show auftreten.
Schon erwägt man in Russland, wo man sich alles Historische abguckt, Touri-Touren durch die stalinistischen Lager anzubieten. An Führern herrscht kein Mangel, es gibt dort sogar Henker im Ruhestand und wer große Emotionen sucht, kann Sträflingskleidung leihen und in der Baracke übernachten.
Schon floriert auch bei uns in der Zone von Tschornobyl der Extremtourismus.
Komisch, es gibt noch gar keine Comics über Tschornobyl. Ein Computerspiel gibt es schon, der Kleine und Borka spielen es stundenlang, fangen Terroristen, die sie im Atomreaktor in einen Hinterhalt gelockt haben.
Und was gibt ihnen das? Einen Adrenalinkick.
* *
Frösche jagen Wasserlinsen über den Nukliden.
Oh mein Land! Land, wem liegst du am Herzen?
Einst war die Welt berühmt für ihre Platons,
einst war die Welt berühmt für ihre Euklide,
jetzt ist allen alles egal,
Wurst
und einerlei.
Nicht zu fassen und nicht zu glauben –
erinnern sie sich denn nicht?
Wird alles so weitergehen, durchzogen vom Bösem?
Du könntest denken, die Menschen seien Viren,
einfach bloß Viren auf dieser lebendigen Erde?!
aus: Die Madonna der Kreuzung, S. 63
* *
DREHBUCH
Auszüge aus dem Drehbuch von Lina Kostenko für den Film „Tschornobyl.Leichenmahl“ (Tschornobyl. Tryzna, 1993) von Rollan Serhijenko
Geht das überhaupt: Auf einer Geburtstagsfeier ein Requiem zu singen? Ist es möglich, während einer Totenwache ein Jubiläum zu feiern? Aber genau so muss es gemacht werden. Weil das Jubiläum von jemandem gefeiert wird, der bereits tot ist. Er starb vor sieben Jahren. Sein Name ist Tschornobyl. Die Stadt hätte in diesem Jahr ihren 800. Geburtstag gefeiert.
Sie ist also ebenso alt wie die europäischen Städte Bern, Stuttgart oder Wittenberg, hundert Jahre älter als das berühmte Rotterdam, älter als Dresden, Stockholm und Amsterdam, und nur wenig jünger als Kopenhagen. Oder vielleicht auch nicht. Die erste Erwähnung in den Chroniken ist auf das Jahr 1193 datiert. Wahrscheinlich gab es sie also schon vorher. Doch wie lässt sich dieses Jubiläum feiern? Welche 800 Geburtstagskerzen stellt man auf eine so schreckliche „Torte“, mit einer so tödlichen Füllung, gemacht aus all dem radioaktiven Abfall, all dem kontaminierten Schrott, Grabhügeln und Gruben zur Entsorgung von Tieren, aus Spaltungs- und Zerfallsprozessen, aus verwüsteter und vernichteter Landschaft! Und mit dem Stacheldraht der Zone als Dornenkrone.
Wie war es, als Tschornobyl noch eingehüllt war in den Nebel des Prypjat-Flusses? Zur Zeit der Kyjiwer Rus, des litauischen Großfürstentums und der Rzeczpospolita war sie der nördliche Vorposten der Kyjiwer Fürsten, eine Burg mit Kanonen auf den Mauern, eine stolze und unabhängige Stadt, die sich 1654 nicht Russland unterwarf. Jetzt ist es eine tote Stadt an den Ufern eines toten Flusses.
(…)
Von oben, vom Hubschrauber aus, ist es beängstigend, auf die Zone hinunterzuschauen. Da ist es, unser atomares Atlantis von Polissja. Es wirkt wie in Lumpen, gezeichnet vom Tod.
Einst war diese Region wohlhabend. Alte Siedlungen mit bezaubernden Namen: Starosillja, Krywa Hora, Zymowyschtsche, Krasne, Zalissja, Janiw, Tschystohaliwka, Korohod, Opatschytschi, Towstyj Lis6. Und viele mehr. Es ist ein riesiges Gebiet. Mehr als dreitausend Quadratkilometer. Dutzende und Aberdutzende von Siedlungen Polyssjas, die alle einmal florierten. Und nun steht auf der Landkarte der Zone neben jedem der Namen in Klammern: unbewohnt, unbewohnt, unbewohnt… Da steht nicht: totes Land. Sie schreiben: unbewohnt.
Vielleicht wissen nur wenige Menschen, dass es in einer toten Stadt eine lebendige Kirche gibt, mit Andachten, einzige Heimat für jene leidenden Seelen, die noch auf diesem verfluchten Land sterben. Hier steht sie, wie ein Wunder Gottes, die Sankt-Elias-Kirche, zum soundsovielten Mal von den Menschen von Tschornobyl gerettet: vor dem Krieg, während des Krieges und jetzt.
Die Gemeindemitglieder kommen in Scharen in die Kirche. Sie sind zu Weihnachten aus den benachbarten Dörfern nach Tschornobyl gekommen. Alte und einsame Menschen, die absurderweise „Illegale“ genannt werden, obwohl sie auf ihrem eigenen Land leben, Ureinwohner der Atomreservate.
(…)
Einige Leute glauben, dass der Name Tschornobyl von hier stammt. Andere glauben vielmehr, dass im Namen der Stadt die Bezeichnung für die Pflanze Wermut anklingt.
Für uns klingt heute schon der Name Tschornobyl furchteinflößend. Er erinnert an den schwarzen Wermut aus der Apokalypse. Es scheint, dass der Apostel Johannes in ferner Vergangenheit mit seinem prophetischen Zeigefinger genau darauf gezeigt hat. Wir sehen die Stadt im gespenstischen Licht des von Johannes in der Apokalypse prophezeiten Sterns namens Wermut, was auf Ukrainisch genau wie Tschornobyl klingt.
Doch ist Wermut eine Heilpflanze. Dies war eine Region der Wälder und Sümpfe, wo Fieber über dem Morast und zwischen den Sumpfgräsern schwebte. Tschornobyl, der Wermut, half, das Fieber zu lindern. Mit Absinth wurden viele Krankheiten geheilt. Nicht umsonst wird das Kraut auch „Nechworoschtsch“, also „Allheilmittel“ genannt. Wermut wurde für Infusionen und Aufgüsse verwendet, und unsere Vorfahren nutzten ihn auch, um die Kräfte des Bösen zu vertreiben.
Aber den Nachkommen ist es nicht gelungen, die Mächte des Bösen zu verjagen, die in diese Sümpfe eingedrungen sind und dort atomare Ungeheuer erbaut haben.
(…)
Für einige ist es eine „Sonderzone“, eine kontaminierte Zone, ein Experimentierfeld „für die nationale Wissenschaft“, schließlich die „Zone der Entfremdung“. Für uns ist es unser Land. Es ist ein von der Ukraine weggerissener Teil, ein verwüsteter Teil unseres Landes.
* *
Herbstfeuerwerk – Nebel.
Große gelbe Kürbisse in Kähnen.
Ein Kind tappt zu seiner Mama,
doch die ist irgendwo in der Ferne einer Träne.
Das Schicksal liegt irgendwo in der Ferne des Leids.
Und die Zeit vergeht. Das Kind wurd‘ erwachsen.
Die Kähne sind vertäut für die Ewigkeit.
In der Zone weht der Wind des Vergessens.
aus: Der Fluss des Heraklit, S. 48
* *
Der blauen Bäume fliegende Kronen.
Bis zum Sonntag durchhalten, jahrein jahraus.
Der Insel der Hoffnung Eingebor’ne.
Lagerfeuer. See. Hütte. Fluss.
Der Sturm verging, er war aus nicht aus Ozon.
Barfuß laufen kleine Kinder.
Wo auf der Erde ist heut‘ keine Zone?
Wo grenzen Zone und Nicht-Zone aneinander?
aus: Der Fluss des Heraklit, S. 203
* *
Bereits publizierte deutsche Übersetzungen von Kostenkos Werken zum Thema:
Lina Kostenko: I znovu proloh/Und wieder ein Prolog (2020 Lviv), Übersetzungen von Alois Woldan (Am Prypjat-Ufer schläft der Teufel… S. 53, Qualvoll krümmt sich das Ikebana der Weiden… S. 99)
Lina Kostenko: Grenzsteine des Lebens (Michelstadt 1993), Übersetzungen von Anna-Halja Horbatsch (Wij, das Atommonster, senkt die Lider aus Beton… S. 114, Die Dahlien auf der Straße nach Tschornobyl… S.118, Ihr begrabenen Wälder von Tschornobyl… und Koschtschij, der Knochenmann, hütet die verbotene Zone… S. 143, Ein herrlicher Elch kam in die Stadt… S.145, Fliegende Zeilen S. 85)
Lina Kostenko: Zone der Entfremdung. In: Stimmen aus Tschornobyl. Eine Anthologie. Hrsg. Anna-Halja Horbatsch. (Michelstadt 1996), S. 142-164
1komische Operette
2 Tschernobyl-2 war eine geheime Militärstadt, zu der die Radarstation DUGA 3 gehörte.
3 Der enthauptete Leichnam des Journalisten und Dokumentarfilmers Heorhij Gongadse wurde am 2. November 2000 nahe der Stadt Taraschtscha gefunden. Zuvor hatte er investigative Berichte über den ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma und Personen in seinem Umfeld veröffentlicht. Ende November 2000 veröffentlichte ein Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der Sozialistischen Partei mutmaßlich von einem Geheimdienstmitarbeiter aufgenommene Tonbandaufnahmen, aus denen unter anderem die Planung des Mordes an Gongadse hervorging. Als Teilnehmer des mitgeschnittenen Gesprächs wurden Präsident Leonid Kutschma, Innenminister Jurij Krawtschenko sowie der Leiter der Präsidialverwaltung, Wolodymyr Lytwyn, angenommen.
4 In Browary war im Jahr 2000 ein Wohnblock von einer verirrten Boden-Boden-Rakete getroffen worden.
5 Im September 2004 wurden Kinder und Erwachsene in einer Schule der nordossetischen Stadt von Terroristen als Geiseln genommen.
6 Einige der sprechenden Ortsnamen wörtlich: Altes Salz, Krummer Berg, Winterquartier, Rot, Wälder, Reiner Kopf, Dichter Wald.