Deine geliebten Hunde und andere Tiere
Gedichtauswahl
*
wir werden brav sein werden ruhige brave gute
und lustige hunde sein wir sind nicht nachtragend gegenüber denen
die uns anbrüllen uns vor die tür setzen
die uns tagelang hungrig herumlaufen lassen
wir hegen kein arg gegen den der uns
verachtet über uns lacht ach seht nur
wie einfältig diese hunde doch sind vielleicht sogar töricht
denn ich schlage sie und verhöhne sie auf das gemeinste und jage sie
in den regen und in den schnee hinaus und sie kommen dennoch zurück
kommen freudig angerannt wenn ich heraus trete
sie schauen mir in die augen wedeln mit ihren schwänzen
geben mir ihre pfoten hecheln als wollten sie lachen
und ob sie töricht sind wir werden uns all das anhören
und vergeben und nichts verübeln weil er nicht weiß
dass wir regen und schnee mögen und alle beschützen
die wir zu lieben gelernt haben selbst wenn man uns verletzt
selbst wenn man uns vergisst selbst wenn uns
die tränen aus den augen fließen auf vertraute schritte
und das quietschen der tür wenden wir den kopf fliegen
dem entgegen den wir lieben schütteln die schneewolken ab
bellen über den ganzen hof springen herum
ausgelassen weil wir lieben können brave und lautere hunde
*
lauf nicht fort vor mir mein hund lass mich nicht zurück
du weißt gar nicht wie sehr ich mir wünsche
dass du hier wärst dass du bei mir wärst
lauf nicht fort von mir zum anderen ende der welt
und zum anderen ende des mondes lass mich nicht im wald zurück
gleich bricht das dunkel herein mein geliebter hund
geh nicht fort von mir dass ich nicht am ameisenhaufen
sitzen dass ich nicht zwischen den bäumen heulen
nicht deine spuren suchen muss wo du gestolpert bist
dass ich die anderen nicht fragen muss wieso du nicht mehr bist
sieht man den tod von ferne scheint
er so unwirklich aber wenn er näher kommt
schneidet er tief und schwer wie kantiges glas
durchschlägt die pfote wie der schuss eines jägers trifft
das herz mein geliebter hund ich lege meinen kopf
auf deinen Leib lege meine pfoten neben deine
schließe die augen und beweine dich still
zuerst schien dir er schliefe bloß
*
dieser herbst ist gut ein schöner und guter löwe lebt jetzt
bei mir tagaus tagein streift er durch den wald abends kommt er
heim wir sitzen lange zusammen und reden bis es dunkel wird
er erzählt mir von den bergen die in den einsamen himmel
ragen von flüssen mit eisigem wasser von weichen wiesen
an ihren ufern und dann legt er sich schlafen unter den apfelbaum denn er
liebt den geruch der letzten antonivki und den ton
wenn nachts apfel um apfel ins gras fällt zuerst
liegt er lange mit dem kopf auf den pfoten und dann
schlägt er den schwanz über die nase dreht den kopf leicht zur seite und schläft
bis zum frühstück manchmal schläft er so fest dass ihn höchstens
der geruch nach kaffee und brötchen wecken kann weißt du er
ist wirklich ein sehr guter löwe morgen nach dem frühstück bauen wir ihm
zusammen ein kleines haus im garten zwischen meinen herrlichen
apfelbäumen und dann nimmt er mich auf den rücken und wir machen
einen langen und weiten ausflug vielleicht zu unser beider
wüste vielleicht zu den wasserfällen vielleicht an die tränke
zu der elefanten giraffen und nilpferde kommen nach der tour werden wir
auch etwas trinken ich und mein guter löwe
*
du betratest seine höhle und als erstes sahst du
den körper stoßweise atmen wie manchmal im schlaf
und etwas trockenes laub an dem braunen fell
am rücken und an den tatzen kleben du weißt noch wie du dich dazu setztest
und lange der tiefen und gleichförmigen stille lauschtest und dich dann auch
auf den boden legtest deine wange an den bären-
rücken schmiegtest deine finger in das dichte weiche fell grubst den
bären zärtlich umarmtest ihn zärtlich streicheltest und plötzlich etwas
kaltes und nasses spürtest etwas wässriges du knietest
dich hin hobst den bärenkopf an und sahst
dass selbst die stärksten tiere manchmal
hilflos und bitterlich weinen er erzählte dir damals nichts gar
nichts erzählte er dir sagte nicht dass er schmerzen habe
dass er verletzt sei bat nur du mögest heute
nirgends hingehen und ihn sanft streicheln dann schwieg er
einfach dankbar legte dir den kopf in den schoß
schloss die augen und bärentränen tropften dir eine
um die andere auf die hand wie silberner herbstregen
*
du siehst einen hund und ein mädchen sie gehen gemeinsam einen pfad entlang sie
führt ihn an der leine manchmal kommen sie vom weg ab oder müssen auch
unsichere stellen umgehen brechen für einen augenblick
im schnee ein und sie lacht laut und der hund bellt und wedelt fröhlich
mit dem schwanz und dann kehren sie zum weg zurück so einfach und glücklich
wie du und ich nie sein werden sie gehen so oft
in den wald das mädchen hakt die leine vom halsband
und sie rennen um die wette bis an den see das mädchen
und der hund freuen sich so wenn der schnee schmilzt und das erste moos
aus der erde wächst sie begrüßen das frische grüne gras huldigen den erdbeer-
blüten und bunten schmetterlingen beobachten die hummeln
in den blütenkelchen lieben die zeit wenn die kirsche trägt
und der jasmin blüht kamille und glockenblume zart duften
halten jeden sommeraugenblick fest danken für den heißen sand
unter den nackten sohlen und pfoten für diese herrliche riesen-
sonne für ihr alltägliches licht verfolgen genau wie es nach
der wärme allmählich herbst wird wie sich die farben der bäume wandeln
und das laub fällt das mädchen greift ganze hände voll wirft sie
hoch und es wirbelt so lange in der luft dass sie zum hund sagt
schau mal es will fliegen wie die Vögel ins Winterparadies was alles
vergeht was alles in der zeit entschwindet was das Gedächtnis alles
ins sich begräbt siehst du und wenn auch winter frühling sommer und herbst vergehen
treten doch mädchen und hund wieder zwischen den bäumen hervor und sie sagt etwas
zu ihm zärtlich und leise wie einst
*
mein löwe ist sehr glücklich er weiß was auf der welt einfach ist
und was schwierig was falsch ist und was echt er schreitet
gemessen er hastet nie und rennt nur dann
wenn er auf wanderschaft geht oder wenn er mit dem wind tollt
oder wenn er ganz ganz froh ist mein löwe
erzählt mir viel über liebe und freude sie seien
sehr einfach und sanft und ein bisschen wie apfel-
blüten die ihre zeit und stunde haben und dann abfallen
den ganzen boden bedecken und die kinder sammeln handvoll um handvoll auf
werfen sie in die luft klatschen in die hände und lachen
wenn die blütenblätter wie ein zartrosa
warmweicher regen auf sie herabrieseln so sagt der löwe ist die echte liebe
und freude so gut sagt er können unsere wege sein
wie pfade im allerschönsten garten in dem aus jeder guten blüte
schließlich eine gute frucht wird der löwe sagt viele geheimnisse
berge die freude und viele freuden die liebe
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versprich mir dass der löwe da sein wird
wenn ich in dein paradies komme versprich dass er mich geduldig und freudig
erwartet und wenn ich gerade unter den
bäumen hervortrete er mich erblickt und sofort hochschnellt
auf mich zugesprungen kommt dass seine mähne
in alle richtungen flattert und sein fell in der sonne
glänzt versprich dass ich ihn umarmen kann
dass er mich ansprechen wird denn dein löwe muss doch
sprechen können und dass wir zusammen lange lange
in deinem herrlichen wald spazieren gehen und an meinen
sohlen und seinen ballen
gräser sand und herabgefallene nadeln kleben werden
versprich dass wir wenn wir müde werden uns zwischen die
blumen und das moos auf die schönsten wiesen
legen können ich werde mich an den löwen schmiegen
mich bei ihm lagern meinen kopf
neben seine weichen zarten pfoten legen und während ich schlafe
ich beinahe so ruhig und still so
sanft sein wie dein geliebter löwe
*
manchmal wenn die welt schon viele stunden schläft
stelle ich mir vor dass regen einsetzt
stelle mir vor wie der regen in flüsse bäume häuser dringt
stelle mir vor wie der regen in die allerschönsten zottigen hunde dringt
wie sie einer nach dem anderen um die wette zwischen den bäumen hindurch jagen
hingegeben an ihr endloses fröhliches hundespiel
stelle mir ihre spuren vor die sie im fauligen laub hinterlassen
stelle mir vor wie sie atmen wie sie die lungen voll luft gepumpt
fröhlich mit ihrer brust die nacht zerschneiden
stelle mir vor wie einer alles vergisst
einfach losrennt voranfliegt wie ein zielgerichteter pfeil
schneller als der wind davonjagt wie ein elch
als müsste alles was läuft elch sein
alles vergisst was hinten liegt den bogen und die seite
und den regen und die allerschönsten hunde und ihr fröhliches spiel
und wir ich und du halten den atem an reißen uns los
gleiten mit den pfoten über die feuchte erde
versuchen seinen flug zu wiederholen
*
lange kenne ich die wichtigsten dinge mein hund sehr lange
schon seit ich mir die pfote gequetscht hatte und
humpelte du aber rennen konntest und ranntest und zurückkamst und mir
essen und manche neuigkeit brachtest erzähltest wessen spuren du den tag
über wo entdeckt hattest wo neue pfade entstanden waren und wer dort
entlang lief wie viele fische es im see gab und ob das wasser sauber war
so viel hast du mir erzählt hund mein vertrauter
sanft warst du und rücksichtsvoll und dann hast du mich so merkwürdig
angeschaut und gesagt du müsstest gehen du wolltest
abstand nicht reden schweigen
in der nähe sein hinter den benachbarten fichten und gleichzeitig
mein vertrauter so fern nicht mehr lange sagtest du und ich
wüsste warum und wohin du gelaufen seiest und nichts ganz und gar nichts
konnte ich dir antworten schwieg einfach schaute
auf deine spuren im regenfeuchten sand dachte dass
sie zu sehen sein würden bis die sonne hervorkäme schlief ein und im
schlafen träumte mir das paradies träumten mir gute und lichte
wege auf denen man nicht mehr ausweichen musste
auf denen alle die man liebte da waren und nichts trübte nichts
bekümmerte und dann träumte mir im weggehen sagtest du
ich müsste mich vor nichts fürchten müsste einfach nur
daran denken dass das noch nicht das paradies sei
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winters zieht der löwe in die küche sagt hier
ließe es sich besser schlafen als im schnee denn der schnee sei nicht zum schlafen
der schnee sei zum rennen zum schlittern
vom berg hinab zum laufen auf der gefrorenen schneedecke ohne
einzubrechen schnee sagt der löwe sei für den spaß und die freude
gern sitzt er da und sieht zu wie ich frühstück mache
und erzählt mir dabei märchen von störchen
die zum überwintern in wärmere länder in ihr eden ziehen vom goldenen sand
von leoparden und rehen von kamelen und zebras von seinem
guten freund dem nilpferd das in einem großen wasser lebt
der löwe legt mir seinen kopf in den schoß und sagt würdest du
all diese tiere kennen würdest du sie sicher liebgewinnen würdest ihnen
vom schnee erzählen sie lehren sich unter den menschen
nicht zu fürchten würdest sagen man könne arglos jeden
umarmen der löwe wartet bis ich vom tisch aufstehe
die hoftür einen spalt öffne und sagt es taut er läuft
draußen alle bäume ab huldigt einem jeden sagt den kirschbäumen
der schnee täte ihnen gut und im frühling würden sie
wundervoll blühen der löwe hält an jedem baum inne
und sagt so schön so licht bist du diesen winter
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etwas an mir du mein hund hat sich sehr verändert vielleicht sogar alles weißt du
stimme gang und lauf die fellfarbe ist über den sommer verblichen
die nase ist taub und die augen sehen nicht mehr ganz so wie früher
und das schlimmste ist du mein hund dass ich manchmal nicht mehr weiß wo west ist wo ost ist
vergesse ich manchmal und dann fürchte ich schon fast wo und wie
das licht beginnt wie es durch die zweige
der höchsten bäume im wald bricht wie es sich in den schwanz der
übermütigen eichhörnchen flicht wie sich die grauen wölfe an stapel von stämmen gelehnt
mit ihm balgen wie sich die elche seiner erfreuen und wie es
die bären aus dem schlaf weckt mein guter und vertrauter hund du sieh mich an
leg mir pfote und ohr auf die brust hör ob mein herz
schlägt wie früher wie damals ob es noch weich und sanft ist
ob es noch gut und still ist lass uns mein hund heute nirgends
hingehen wir legen uns an den waldrand ins hohe und dürre gras
unter den bäumen schauen auf die erde und in den himmel einfach so
schweigen wir sind wir einfach wie herabgefallene nadeln
fein wie moos leicht wie licht
Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe