Wir sind alle ZUTIEFST beunruhigt …

Wir sind alle ZUTIEFST beunruhigt, liebes Europa,

einige wurden sogar ermordet.

Lösch ruhig weiter die brutalen Youtube-Filme,

deine Bürger verkraften die Bilder nicht.

Einige von uns werden dich nicht mehr mit eigenen Augen sehen.

Aber dein Sehvermögen, Europa, hat auch nachgelassen,

denn die blutenden Augen und Schusswunden entgehen dir.

Manche können dir, Europa, nicht mehr die Hand geben,

nimm’s ihnen nicht übel,

sie haben nur noch Prothesen,

und auch zu deiner altehrwürdigen Kultur dringen sie nicht mehr vor.

SCHÜTZ deine Grenzen, Europa,

vor jähen Eindringlingen,

hör sicherheitshalber hin, ob wir noch schreien

unter den Fußtritten, Gewehrhieben und Stockschlägen.

Blindwütig wachsen unsere Kinder heran, Europa,

deine hysterischen und tränenreichen Nachrichten

über herrenlose Hunde

nehmen sie dir nicht ab.

Verzeih ihnen, Europa, sei nicht erstaunt,

wir sind wohl Tiere,

man knallt uns mit Wolfspatronen ab wie Besessene.

Und wie hast du, Europa, derweil deine Zeit verbracht?

Vermisste und Tote registriert?

dir die Hände gewaschen? Auf verlässliche Zahlen gewartet? Dich als Ding an sich versteckt?

Für Frieden und Freiheit!, Es lebe die Mauer!, nur Geld stinkt natürlich nicht

und die Opfer

gibt man preis, es sind ja keine Tauben.

 

Ich komme zu nichts mehr. Ich weiß nicht, wohin mit mir in Lemberg, in Kiew werden jetzt Männer gebraucht. Frauen nehmen sie in den organisierten Bussen gar nicht mit. Ich bin andauernd hin und hab getan, was ich konnte: Schnee geschippt, Suppe gekocht, mit den Leuten geredet.

Ich möchte von den Europäern nicht falsch verstanden werden, denn wir werden vom zivilgesellschaftlichen Europa ganz stark unterstützt und sind dafür unheimlich dankbar, aber das politische Europa zeigt nichts als tiefe Beunruhigung und erteilt Mahnrufe zur Versöhnung.

19. Februar 2014