Lesen: AutorInnenporträts

Mykola Chwylowyj

Mykola Chwylowyj

ist einer der markantesten und einflussreichsten Autor*innen der ukrainischen Literatur des 20. Jahrhunderts. In seinem Werk spielen die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs und der anschließenden Revolutionen sowie die gesellschaftliche Utopie der 1920er Jahre eine prägende Rolle. Aufgrund seiner Erfahrungen in den Kämpfen des Ersten Weltkriegs und Bürgerkriegs reifte in ihm die Überzeugung, dass eine freie und friedliche Ukraine nur im Rahmen des internationalen – respektive europäischen – Kommunismus möglich sei. Deshalb lehnte er den russischen Bolschewismus ab, wodurch die spätere Verfolgung durch das Stalinregime vorgezeichnet waren. Neben seinen ästhetisch ansprechenden und ungewöhnlichen modernistischen Texten verfasste er Essays zu soziokulturellen Fragen der Sowjet-Ukraine und ihrem Verhältnis zu Sowjet-Russland. Er war als reger Organisator des literarischen Lebens in der damaligen ukrainischen Hauptstadt Charkiw tätig und gab mehrere avantgardistische Literaturjournale heraus. Gegen die Repressionen der Stalinzeit erhob er öffentlich lautstark Protest und inszenierte am 13. Mai 1933 publikumswirksam den eigenen Tod durch einen Kopfschuss. Dies war die Zeit, als die deprimierenden Ereignisse in der Sowjetukraine in der Hungertragödie von 1932 /33 (Holodomor) gipfelten und die Verfolgung und Liquidierung der ukrainischen Intelligenz unter Stalin im großen Maßstab begann.